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 Der Weg und nicht das Ziel ist strittig

Freiburger Nachrichten, 01.06.202, Etelka Müller

Die Murtner Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel ist für die Pestizidinitiative. Der Greyerzer Staatsrat Didier Castella spricht sich dagegen aus. Doch im Gespräch zeigt sich: In eine umweltschonendere Richtung in der Landwirtschaft wollen beide

Didier Castella, haben wir ein Problem mit Pestiziden im Wasser und im Boden?

Didier Castella: Ja, wir haben sicher ein Problem, aber wir treffen seit Jahren Massnahmen, um dieses Problem zu reduzieren, und wir werden weiter dagegen ankämpfen. Aber wir dürfen keine extremen Massnahmen treffen, die kontraproduktiv sein können und unsere Landwirtschaft gefährden. Es braucht machbare Lösungen und kein absolutes Verbot. Die Kontrollen in der Schweiz sind bereits umfassend, und Produkte aus dem Ausland zu importieren, die unter weniger strengen Auflagen produziert worden sind, ist auch ein Risiko für die Menschen und die Umwelt. Es macht auch aus ökologischer Sicht keinen Sinn, Bioprodukte zu importieren, und unsere Trinkwasserqualität ist sehr gut.

Ursula Schneider Schüttel, genügen die Massnahmen nicht, die bereits getroffen respektive vorgesehen sind?

Ursula Schneider Schüttel: Nein, die Massnahmen gehen zu wenig weit. Das zeigen auch die Analysen des Grundwassers, des Bodens und des Trinkwassers, die wir seit einiger Zeit vornehmen und die eine hohe Belastung zeigen. Die Massnahmen haben wenig gebracht, sie gehen zu wenig stark in die richtige Richtung. Die Initiative ist aus der Bevölkerung entstanden, aus der grossen Besorgnis heraus, dass es nicht rasch genug vorwärts geht. Die Massnahmen werden oft wieder abgeschwächt, ich denke da zum Beispiel an die Gewässerräume. Die Landwirtschafts-Lobby im Parlament ist nicht bereit, einen echten klaren Schritt zu machen. Es geht mir nicht darum, die Landwirte an den Pranger zu stellen. Ich habe in den letzten Monaten mit vielen Landwirten gesprochen, die sich sehr Sorgen um die Umwelt machen, die versuchen, weniger Pestizide einzusetzen, und die sich auch Sorgen um ihre Zukunft machen.

Haben Sie Vertrauen in die Freiburger Landwirte?

Ursula Schneider Schüttel: Grundsätzlich ja. Es gibt wie überall schwarze Schafe. Ich glaube, den Landwirten war bis vor einiger Zeit zu wenig bewusst, wie stark ihr Einfluss auf die Umwelt durch den Gebrauch von Pestiziden ist. Hier geschieht eine Sensibilisierung mit der Initiative. Wir müssen nicht von einem Tag auf den anderen umstellen, es gibt eine Übergangszeit von zehn Jahren. So können wir schrittweise vorwärtsgehen und die Landwirte mit ihren Familien in eine standortgerechtere Landwirtschaft hineinführen. Ich bin überzeugt, dass wir das in zehn Jahren schaffen.

Didier Castella: Es tut mir weh, dass Sie kein Vertrauen in unsere Landwirte haben. Die Landwirtschafts-Lobby vertritt die Landwirte, welche die Realität auf den Feldern kennen. Unser Trinkwasser ist von exzellenter Qualität. Es ist auch nicht richtig, sich ausschliesslich auf die Landwirte zu fokussieren, es gibt viele andere problematische Stoffe, die wir konsumieren und die nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben. Die Landwirte sind bereits daran, sich zu verbessern. Wer sagt uns denn, dass wir in zehn Jahren Lösungen haben? Das ist überhaupt nicht sicher.

Bei gewissen Kulturen wie zum Beispiel Kartoffeln ist bekannt, dass es schwierig werden würde mit einem pestizidfreien Anbau. Hätten wir dann keine Freiburger Kartoffeln mehr?

Ursula Schneider Schüttel: Dann essen wir vielleicht etwas weniger Pommes frites. Wir haben noch einen ganzen Gesetzgebungsprozess vor uns. Es ist ein Initiativtext, den man gesetzgeberisch umsetzen muss. Ich fühle mich verpflichtet, in einem Gesetzgebungsprozess Lösungen zu suchen, wenn ich Probleme sehe, die anders nicht zu lösen sind. Das kann im Ausland sein, das kann aber auch im Inland sein.

Didier Castella, Sie waren an der Pressekonferenz des Freiburgischen Bauernverbands mit der 2-Mal-Nein-Parole. Der. Anlass stand ganz im Zeichen von Tradition. Was haben Pestizide mit Tradition zu tun? Braucht es bei den Landwirten kein Umdenken?

Didier Castella: Ein Umdenken gibt es schon seit Jahren. Wir machen sehr viel in der Forschung, in der Entwicklung und in der Praxis. Auch im Landwirtschaftlichen Institut Giangeneuve versuchen wir, die Methoden zu ändern. Aber man weiss, dass es aus ökologischer Sicht keinen Sinn macht, auf gewisse Pestizide zu verzichten. Mit netten Methoden können wir den Gebrauch von Pestiziden jedoch drastisch reduzieren. Das ist die Lösung. Es geht wie immer um die Menge. Die Vorschriften bei uns sind bereits extrem, es kann nicht sein, dass wir den Anbau gewisser Kulturen verunmöglichen in der Schweiz, zum Beispiel jenen von Kartoffeln. Bei der Zuckerrübe ist es dasselbe Problem und auch beim Raps. Palmöl zu importieren kann nicht die Lösung sein. Nicht für die Umwelt und auch nicht für die Gesundheit des Menschen. Ich sage nicht, dass es keine Lösungen geben wird – aber wir haben sie heute nicht und wir haben keine Garantie dafür, dass wir sie in zehn Jahren haben werden. Das braucht Zeit. Ich garantiere Ihnen, dass wir weiter nach Lösungen suchen werden, um weniger Pestizide einsetzen zu müssen.

Ursula Schneider Schüttel: Vielleicht haben wir bei den Kartoffeln, beim Raps und bei den Zuckerrüben keine unmittelbare Lösung. Aber ich habe gemeinsam mit anderen Freiburgerinnen und, Freiburgern im Parlament dafür gesorgt, dass im nationalen Zentrum von Agroscope in Posieux mehr Mittel für die Forschung zur Verfü- gung stehen – unter anderem für eine ökologische und standortgerechte Landwirtschaft. Das ist der eine Weg, wir können die Forschung vorantreiben. Dann ist es auch eine Frage des Standorts. Wenn wir Jahr für Jahr auf den gleichen Feldern oder auf den Nachbarfeldern die gleichen Produkte anbauen, wird die Anfälligkeit höher, das ist gerade bei den Zuckerrüben ein Problem, weil man sie so nahe wie möglich bei der Zuckerfabrik in Aarberg haben möchte. Und ich will noch etwas zur Wasserqualität sagen: Diese ist eben leider nicht gut. Gerade der Murtensee ist in einem sehr schlechten Zustand, nicht nur wegen der Pestizide, auch wegen Phosphor. Wir mussten in der Region Quellen schliessen. Das ist effektiv ein Problem.

Didier Castella: Ich will noch auf die Fruchtfolgen zu sprechen kommen. Wir wissen: Es gibt Kulturen, die sich gut eignen für den Bioanbau, und es gibt solche, die sich nicht dafür eignen. Mit einem Pestizidverbot würden wir also die Anzahl der bei uns angebauten Produkte reduzieren. Zum Murtensee gilt es zu sagen, dass der Aktionsplan des Bundes Lösungen für dieses Problem vorsieht. Die Grenzwerte von toxischen Stoffen im Trinkwasser sind nirgends im Kanton überschritten. Wir wissen auch, dass die Grenzwerte sehr tief sind bei uns. Wir können das Trinkwasser im ganzen Kanton bedenkenlos konsumieren. Was nicht heissen soll, dass wir uns nicht verbessern können. Nochmals: Mit einem totalen Verbot berauben wir uns der Möglichkeit, gute Lösungen zu finden. Ein totales Verbot würde die Forschung nach Verbesserungen stoppen. Das betrifft die Trinkwasserqualität wie auch die lokale Produktion von Lebensmitteln. Wir dürfen den Weg der Verbesserung nicht blockieren, auch weil wir dann ein Problem mit der Ernährungssicherheit hätten.

Didier Castella, kaufen Sie Bioprodukte?

Didier Castella: Ich kaufe beides, konventionelle wie auch Bioprodukte, aber vor allem lokale Produkte. Das ist mein erstes Kriterium.

Haben wir ein Problem mit der Ernährungssicherheit, wenn wir die Initiative annehmen?

Ursula Schneider Schüttel? Nein. Wenn wir zu einer standortgerechten Landwirtschaft kommen, so dass wir die Produkte dort anbauen, wo sie gut gedeihen, werden wir genug haben. Ich wollte das bereits im Zusammenhang mit den Importen sagen. Wenn wir schauen, wie viel Futtermittel wir aus dem Ausland importieren, um die Menge Fleisch produzieren zu können, die hier gegessen wird oder eben auch nicht immer gegessen wird, dann erlaubt uns das eigentlich nicht zu sagen, wir konsumierten regionale oder nationale Prodaskte. Wir importieren sehr grosse Mengen an Futtermitteln, um das Vieh hier zu ernähren und Fleisch zu erzeugen. Das ist das eine. Und wenn alles verarbeitet und gegessen würde von Kälbern, Schweinen und Hühnern, dann hätten wir eine viel grössere Menge. Food-Waste ist beim Fleisch wie auch bei allen anderen Lebensmitteln ein Thema. Wenn wir die Verschwendung von Lebensmitteln in den Griff bekommen, haben wir genügend Lebensmittel, um uns Leinähren zu können.

Didier Castella: Man weiss heute, dass wir nicht mehr fähig sind, die Hälfte der in der Schweiz benötigten Lebensmittel selber zu produzieren. Die Qualitätsansprüche und an das Äussere von Gemüse Früchten sind in der Schweiz. hoch. Warum gibt es keine Bestrebungen, diese Ansprüche zu senken?

Didier Castella: Das ist Nonsens, aber es entspricht der Realität des Markts und der Verbraucher. Diese unrealistischen Erwartungen zeigen die Abkoppelung eines Teils unserer Gesellschaft von der Realität vor Ort. Wir wollen perfektes, preiswertes, pestizid- und düngefreies, tierfreundliches und Gemüse aus der Schweiz. Nochmals: Für mich macht diese Initiative keinen Sinn, weil sie auch für unsere Nutztiere eine Verschlechterung zur Folge hätte, da wir in der Bioproduktion keine Mittel zum Heilen von Krankheiten einsetzen dürften. Zudem müSsten wir Produkte importieren, und durch diese Warentransporte würde das Klima mit mehr CO2 belastet.

Ursula Schneider Schüttel: Wir können das anders machen. Wir müssen eben nicht alles importieren. Die Qualität des Gemüses, das wir in den Läden laben, wie auch die Qualität der Früchte, das ist ein übertriebener Qualitätsanspruch. Ich weiss von vielen Leuten, die sagen, sie brauchten nicht unbedingt den schönsten Apfel. Oder die schönste Gurke. Es sind die Grossverteiler, die diese Ansprüche stellen. Ich höre immer wieder Landwirte, die sagen, sie hätten schöne Rüebli, aber Migros oder Coop oder wer auch immer wolle sie nicht, weil sie zu gross oder zu dick seien. Es sind die Grossverteiler, die bestimmen, welche Auswahl der Konsument hat. Es gab eine gewisse Zeit lang Versuche, Waren zweiter Qualität auch in die Läden zu bringen. Und die wurden auch gekauft.

Didier Castella: Wir arbeiten daran mit den Grossverteilern. Viel kann auch als Futter verwendet werden. Es landet nicht alles im Müll. Aber es braucht dafür auch ein Umdenken der Konsumenten. Es ist typisch für die Initianten, dass sie keine Ahnung von der Realität der Landwirtschaft haben und dass sie den schönsten Apfel ohne Pestizide wollen. Und so können wir nicht produzieren. Die Initiative macht auch nichts gegen Food-Waste. Wir müssen dahin gehen, wo die lokale Produktion mit Respekt gegenüber der Umwelt weitergeführt und verbessert werden kann. Und wir werden uns verbessern. Wir dürfen das nicht verhindern, und wir müssen die besten Lösungen finden.

Ursula Schneider Schüttel: Die Initiative ist dazu da, den Finger auf einen sehr wunden Punkt zu legen. Und die Bevölkerung ist sehr beunruhigt über die Qualität des Trinkwassers. Nun versuchen wir auf der einen Seite, eine bessere Qualität hinzubekommen oder die Qualität zu schonen. Aber das heisst nicht, dass, wenn diese Initiative durchkommt, wir nicht auch anderes wie eben das Konsumverhalten verändern können. Wir haben zehn Jahre Zeit. Und in diesen zehn Jahren sind es nicht nur der Einsatz von Pestiziden, den wir verhindern müssen, und die Forschung, die wir weitertreiben müssen, um resistente Produkte hinzubekommen.

Didier Castella: Ah, dann gibt es also auch ein Verbot von Pommes frites, von Hamburgern und was noch?

Ursula Schneider Schüttel: Es gibt eine Veränderung des Konsumverhaltens eben auch in die Richtung, als dass wir nicht nur die schönsten Kartoffeln essen, sondern auch diejenigen, die etwas weniger schön sind. Was nützen uns das schönste Gemüse und die schönsten Früchte, wenn wir sie kaum mehr mit unserem Trinkwasser kochen können?

Didier Castella: Das ist ein kleiner Teil der Konsumenten, der das so sieht. Bei den meisten Konsumentinnen und Konsumenten stimmt das Angebot mit den Ansprüchen überein. Wenn ich das das höre, dass wir dann wirklich keine Kartoffeln mehr anbauen dürfen in der Schweiz und dann ein Verbot von Pommes frites kommt, das gefällt mir gar nicht.

Ursula Schneider Schüttel: Das habe ich nicht gesagt. Das möchte ich mir nicht unterstellen lassen.

Der Abstimmungskampf verläuft ziemlich aggressiv. Weshalb ist das so, wie schätzen Sie das ein?

Didier Castella: Ich erinnere daran: Die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft ist es, die Bevölkerung zu ernähren. Heute sind wir dabei, diese Aufgabe zu zerstören. Mit der Initiative wird den Landwirten gesagt, dass das, was sie produzieren, nicht mehr wichtig sei, dass es nicht schlimm sei, wenn sie es nicht mehr schaffen, die gleichen Mengen zu produzieren, und dass sie sich zu Gärtnern wandeln und in die Richtung der Biodiversität gehen sollten. Das ist ein schlimmer Fehler. Ausserdem gibt uns die Landwirtschaft eine wunderschöne Landschaft, wir sehen das hier rundherum. Wenn wir kein Fleisch mehr produzieren, gibt es kein Vieh mehr, und die Weiden verschwinden. Darunter würde die Biodiversität leiden. Die Landwirte unterstützen die Biodiversität mit ihren Weiden.

Ursula Schneider Schüttel: Die Biodiversität ist sehr stark zurückgegangen. Es braucht nicht nur die direkte Intervention des Menschen, es gibt sehr viele Interventionsmöglichkeiten auch mit Tieren. Wenn wir zum Beispiel Ziegenherden oder genügsamere Rinderherden in die Trockenweiden bringen, kann die Verbuschung verhindert werden, und dann haben wir dort auch das Ziel erreicht. Das heisst eben nicht unbedingt, die Tiere im Flachland zu halten oder dort für sie Futter zu produzieren, sondern dort, wo wir keinen Ackerbau betreiben können.

Das bedeutet, dass die Landwirte ihre traditionelle Arbeit verändern sollten?

Didier Castella: Aber das tun sie doch bereits.

Ursula Schneider Schüttel: Das ist im Gang, aber noch nicht genug, es muss weitergehen. Weil wir mit dem Pestizideinsatz sehr viel zerstören, die ganze Artenvielfalt zerstören. Da brennt es wirklich. Wenn wir jetzt nicht beginnen, weniger Pestizide einzusetzen, dann haben wir Arten, die verschwinden und die wir nicht mehr herbekommen. Das kann man nicht mehr einfach so rekonstruieren. Es geht so viel kaputt.

Didier Castella: Wenn man Sie so reden hört, hat man den Eindruck, dass nichts gemacht wurde. Aber die Anstrengungen in der Landwirtschaft sind enorm. Ich habe nichts gegen die Ziele der Initiative, aber die Realität sieht komplett anders aus, und nochmals: Die vorgeschlagene Lösung ist kontraproduktiv.

Ursula Schneider Schüttel: Da bin ich nicht einverstanden. Sie sagen, dann wird alles oder viel importiert. Man hat den Eindruck, wenn wir keine Pestizide mehr einsetzen dürfen, können wir nicht mehr produzieren und müssen aus dem Ausland importieren. Das stimmt nicht, jeder Biobauer beweist, dass es ohne die synthetischen Pestizide funktioniert. Wir müssen nicht alles importieren, und deshalb haben wir ja auch zehn Jahre Zeit, um das Konsumverhalten zu ändern und um die Landwirtschaft an einen Ort zu bringen, wo es verträglicher ist für die Umwelt, wo die Artenvielfalt geschützt wird und wo den Landwirten erlaubt wird, ihren Betrieb umzustellen. Und dabei ist gerade die hohe Menge an Nutztieren, die wir hier haben, entscheidend. Wir importieren 1,2 Millionen Tonnen Futtermittel. Wenn wir diese nicht mehr in diesem Ausmass importieren, um so viel Fleisch zu produzieren, kommen wir auch an einen anderen Ort.

Didier Castella: Dann müssen wir andere Produkte importieren. Aber Sie haben recht: Es gibt gewisse Kulturen, bei denen es gut klappt mit Bio. Das können wir weiterentwickeln. Aber es gibt andere Kulturen, da geht es nicht. Zum Beispiel Raps. Ich kenne Landwirte, die es zwei, drei Jahre versucht haben mit der Bioproduktion, und es klappte nicht. Heute beträgt der Bioraps-Anbau zwei Prozent, und er geht zurück.

Ursula Schneider Schüttel: Es gibt Sorten, die verbesserungsfähig sind und wo bereits Verbesserungen erreicht wurden.

Didier Castella: Wir arbeiten daran. Und das ist der Punkt. Wir haben Zuckerrübenkulturen, die mit sehr wenig Pestiziden auskommen und die Schweizer Zuckerproduktion sichern. Wir müssen die Landwirte ermutigen, es zu versuchen. Aber nicht Massnahmen treffen, die alles verbieten und Lösungen verunmöglichen. Für gewisse Kulturen braucht es noch Lösungen, bei anderen können wir rasch auf einen Anbau ohne Pestizide umstellen. Wir haben die Produktion massiv umgestellt, und die Landwirte sind sensibilisiert. Unsere Ernährungssicherheit steht mit der Initiative auf dem Spiel, und es inkohärent zu sagen: Wir lassen im Ausland produzieren und die Umwelt im Ausland verschmutzen.

Die Initiative verlangt, dass nur pestizidfreie Produkte importiert werden dürfen.

Ursula Schneider Schüttel: Genau. Wenn die Initiative angenommen wird, gibt es auch einen gewissen Druck auf die Importgüter, dass diese auch ökologisch produziert werden und keine Konkurrenz darstellen. So erreichen wir Verbesserungen in einem grösseren Rahmen. Mischkulturen sind beispielsweise weniger anfällig als Monokulturen. Wenn wir den Landwirten die Möglichkeiten geben, sie fördern und ihnen die Mittel zur Verfügung stellen, werden sie umdenken, weil sie sehen, dass es etwas bringt. Ich gebe lieber Geld in Form von Direktzahlungen an Landwirte, die ökologisch produzieren, als dass ich auf der einen Seite eine pestizidbelastete Landwirtschaft unterstützen und auf der anderen Seite zusätzliches Geld in die Trinkwasseraufbereitung investieren und einen Rückgang der Biodiversität feststellen muss. Zudem gehen mehr und mehr Ernten kaputt, weil wir Schädlinge haben, die wir trotz Pestiziden nicht in den Griff bekommen.

Didier Castella: Sie haben es richtig gesagt. Wir müssen den Landwirten die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln.

Wollen Sie den Bioanbau im Kanton fördern?

Didier Castella: Der Bioanbau ist ein grosses finanzielles Risiko. Deshalb bin ich dafür, BioPilot-Projekte vermehrt finanziell zu unterstützen. Es gibt Landwirte, die bereit sind, mehr Risiken einzugehen, um die Umwelt zu schützen. Sie zu unterstützen, würde der gesamten Landwirtschaft einen Nutzen bringen. Mit dem Projekt «BioGemüse-Seeland» machen wir das im Kanton auch schon heute. Wir sollten die Mittel für die Förderung von Bioanbau zur Verfügung stellen, ein absolutes Verbot von Pestiziden ist aber der falsche Weg.

Ursula Schneider Schüttel: Es ist eben nicht ein absolutes Verbot in dem Sinne, dass man Pestizide von einem Tag auf den anderen verbietet. Wir können das Umdenken in Richtung ökologische Landwirtschaft verstärken. Den Schritt müssen auch die Landwirte wagen. Wir können es schaffen, mit der Initiative zu sagen, okay, jetzt müssen wir wirklich neue Wege suchen. Ich denke an das Beispiel Katalysatoren. Als wir diese einführen wollten, hiess es auch, das geht nicht. Und als man es dann machen musste, funktionierte es trotzdem. Ich bin überzeugt davon, dass die Landwirte wissen, dass sie etwas machen müssen, und auch bereit sind, den Weg zu gehen. Aber wir müssen auch klar machen, dass wir die Mittel dafür zur Verfügung stellen wollen.

Didier Castella: Beim Katalysator war die technische Lösung schon da. Hier eben nicht.

Würden die Preise für Lebensmittel steigen mit der Initiative?

Didier Castella: Ganz sicher.

Ursula Schneider Schüttel: Wenn mehr biologisch produziert wird, gibt es eine grössere Menge und die Produktionskosten sinken, weil der Vertrieb für grössere Mengen einfacher ist. Das, was heute Bioprodukte teurer macht, hat mit der Abschöpfung der Detailhändler zu tun. Es ist erstaunlich, wie viel mehr der Detailhandel dort abschöpft. Ich bin einverstanden, dass zu wenig in die Kasse der Biolandwirte geht. Sie erhalten ein bisschen mehr, aber sie bekommen nicht den Betrag mehr, der beim Konsumenten abgeschöpft wird. Und was nützt es uns, wenn wir günstige, mithilfe von Pestiziden produzierte Lebensmittel haben und auf der anderen Seite für das Trinkwasser und für die Trinkwasseraufbereitung viel mehr bezahlen müssen?

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